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Arbeit & Alltag: Die Abschaffung der Anwesenheitspflicht

Arbeit & Alltag: Die Abschaffung der AnwesenheitspflichtArbeiten, wann und wo es uns gefällt. Sicherlich hattet ihr diesen Wunsch auch schon. Etwa wenn ein Arzttermin, ein Elterngespräch in der Schule oder eine andere Verpflichtung in die Arbeitszeit fiel und ihr bei eurem Chef um Terminwahrnehmung bitten musstet. Viele Chefs fordern, Termine so zu organisieren, dass sie nach Dienstschluss stattfinden.
 
Das wiederum ist bei einem unflexiblen Nine-to-Five-Job ohne Gleitzeit leider nicht immer praktizierbar. Welcher Lehrer trifft sich schon gern nach 19 Uhr zum Lernentwicklungsgespräch mit Eltern? Auch Ärzte, die bereit sind, ihre Praxen für Berufstätige am Samstag zu öffnen, sind eher selten.

Flexible Arbeitszeiten sind dank moderner Technik möglich

Dass flexible Arbeitszeiten sinnvoll sind, leuchtet jedem Arbeitnehmer ein. Einige Unternehmen ermöglichen diese bereits. Einer der Vorreiter war Microsoft. Der Konzern hatte die starren Arbeitszeiten schon 1998 abgeschafft. Vor Kurzem folgte die Aufhebung der Anwesenheitspflicht im Büro. Microsoft-Mitarbeiter dürfen künftig arbeiten, wann und wo es ihnen gefällt. „Easy Economy“ heißt das im Management-Fachjargon. Der technische Fortschritt macht dieses Arbeitsmodell möglich. Allerdings setzt die Abschaffung der Anwesenheitspflicht seitens der Geschäftsführung Vertrauen in die Mitarbeiter voraus. Zudem herrscht nach wie vor in vielen Unternehmen der Irrglaube, Anwesenheit führe zu mehr Produktivität.

„Anwesenheit sagt nichts über die Qualität der Leistung von Mitarbeitern aus, sondern liefert häufig sogar ein falsches Bild“, wird Microsoft-Personalchefin Elke Frank auf Stern.de zitiert. Ein Blick durch euer Büro reicht sicher aus, um dies zu bestätigen: Wer lange bleibt, leistet nicht etwa die bessere Arbeit – dafür macht diese Person jedoch mächtig Eindruck beim Chef. Dieser gehört schließlich in der Regel ebenfalls zu den Letzten, die das Büro verlassen…

„Arbeit ist etwas, das man tut, nicht ein Ort, an den man geht“, schreiben die Personalerinnen und Buchautorinnen Cali Ressler und Jody Thompson. Beide entwickelten das Programm ROWE, genauer: „Results only work environment“ (zu Deutsch: eine Arbeitsumgebung, in der nur das Ergebnis wichtig ist.) Die Human- Resources-Expertinnen gehen davon aus, dass die Kenngrößen Arbeit und Produktivität bisher falsch berechnet wurden. „Wir haben gelernt, dass Fleiß in Stunden gemessen wird, Effizienz in Anwesenheit und Einsatzbereitschaft anhand der Menge von Privatleben, die wir bereit sind, unserem Job zu opfern“, schreiben sie. Eben dies sei falsch. Und zeitgemäß ist es auch nicht mehr!

Dank der modernen Technik ist es längst möglich, berufliche Korrespondenz von unterwegs oder aus dem Home-Office zu erledigen. An Meetings kann per Videoübertragung aus den eigenen vier Wänden teilgenommen werden. Die Freiheit selbst zu entscheiden, wie die Arbeitszeit gestaltet und wo sie verbracht wird, nimmt vor allem auch Rücksicht auf eigene Bedürfnisse und die familiäre Situation. Laut einem Bericht von „stern.de“ wird auch bei SAP sowie den Verwaltungsmitarbeitern des BMW-Werks in Leipzig diese Freiheit gewährt.

Arbeit verändert sich

Die Abschaffung der Anwesenheitspflicht – eine gute Möglichkeit, um Berufstätigkeit und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Noch kommen nicht viele Arbeitnehmer in den Genuss dieser Flexibilität. Aber das dürfte sich künftig ändern. Die Analysten der „Future Foundation“ haben eine klare Vision. In ihrem Report über das künftige Arbeiten schrieben sie: „Wir werden im Jahr 2020 nicht mehr zur Arbeit gehen. Wir werden unsere Arbeit einfach machen.“ Es tut sich was in deutschen Unternehmen.

In diesem Artikel erfahren Sie was das Arbeiten noch schöner macht.

Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com